Liebe Tierfreunde,
mein Name ist Daniel Felde und ich studiere Wirtschaftsingenieurwesen an der Technischen Universität Dresden. Ich bin in Kasachstan/Semipalatinsk geboren aber durch die frühe Auswanderung in Deutschland aufgewachsen. Anfang dieses Frühlings, bin ich nach Sibirien zu meinen Verwandten gereist und nutzte diese Reise um den Verein „Die Tierstimme e. V.“ aktiv zu unterstützen. Ziel war insbesondere gewesen, Kontakt zu einem Tierheim und somit einem Ansprechpartner für Hilfe durch den Verein zu finden.
In dieser Hinsicht möchte im Folgenden ein Bericht zum Leben der Menschen und Tiere in Russland abgeben und hoffe damit alle Interessenten und Unterstützer auf persönlicher Ebene zum Nachdenken anzuregen. Dies war keine Urlaubsreise, sondern eine persönliche Reise zu meinen Verwandten, sodass ich viele Eindrücke vom einfachen Leben dort mitgenommen habe und diese gerne mit euch teilen möchte.
Ich habe festgestellt, dass wir durch unseren fest getakteten Alltag oftmals vergessen über den Tellerrand zu schauen. In dieser Hinsicht war meine Reise nach Russland eine Reise zu meinen Wurzeln aber auch eine unersetzbare Erfahrung, welche meinen Horizont erweitert hat. Dies soll auch das Ziel dieses Berichts sein.
Meine Reise startete von Dresden aus am 28. März ins 6500 km entfernte Chakassien, Sajanogorsk. Am Flughafen in Russland angekommen, ist mir sofort aufgefallen, dass hier wirklich wenig in Modernisierungsmaßnahmen und die Infrastruktur investiert wird, aber das ist für asiatische Staaten nichts Ungewöhnliches. Ansonsten ist Sajanogorsk eine Kleinstadt mit 50.000 Einwohnern und infolge einer Industrieballung zu Zeiten der Sowjetunion entstanden. Es ist ein bedeutender Industriestandort für Russland, da dort sich das größte Wasserkraftwerk Russlands (Sajano-Schuschensker Stausee) befindet und vielen Ingenieuren und Technikern Arbeit bietet. Zudem ist in unmittelbarer in der Nähe der größte Aluminiumhersteller der Welt zu finden. Die Landschaft ist unbeschreiblich schön, da sehr hohe Berge, ein großer Fluss und viele Seen die Stadt umgeben. Ich würde behaupten, dass für Naturliebhaber es ein Muss ist, diese Schönheit zu sehen.
Durch diesen Industriestandort haben viele Menschen in dieser Region Arbeit. Allerdings befindet sich Russland seit Jahren im wirtschaftlichen Abschwung, wodurch es den Menschen immer schlechter geht. Alle Preise haben sich aufgrund der stetigen Inflation verdoppelt. Lohn, Renten und Gehälter wurden aber nicht angepasst. Umso mehr war ich erschrocken als ich den Wandel hautnah miterleben konnte. So verdient ein Mechaniker dort umgerechnet 300-400 Euro und die Preise in allen Bereichen des Lebens sind höher als in Westeuropa. So kostet beispielsweise dort ein Liter Milch 1,5 €. Führt man diese Rechnung fort, so sind Ersparnisse kaum möglich. Hinzu kommt der Trend der freien Marktwirtschaft, wodurch die Menschen gezwungen werden diese hohen Preise anzunehmen. Vor einigen Jahren gab es noch freie Märkte, wo Bauern und private Personen Eigenprodukte zu günstigen Preisen verkaufen konnten, jetzt wird dieser Markt geschlossen und ersetzt durch teure Supermärkte. Viele Menschen verzichten aus diesem Grund auf viele lebenswichtige Produkte wie Obst und Gemüse.
Dadurch ist die Situation gerade zu dieser Zeit sehr kritisch für die Tiere, da viele Menschen diese auf die Straße aussetzen, da sie kein Geld haben diese zu versorgen. So hatte ich ein sehr mulmiges Gefühl, als ich ein Rudel von Hunden auf der Straße gesehen habe. Zusätzlich waren diese sehr abgemagert und aggressiv. Es war schrecklich mit anzusehen, wie diese in der eisigen Kälte auf der Straße liegen. Am Rande der Stadt gibt es Orte, wo teilweise ganze Rudelgruppen von Hunden leben und nachts versuchen irgendwo Fressen zu finden. Da es in diesem Ort keine öffentlichen Mülleimer gibt, verhungern viele Tiere auf der Straße. Entsetzt hat mich auch die Nachricht, dass diese Hunde gefangen und anschließend getötet werden. Teilweise werden die streuenden Hunde mit Absicht von den Anwohnern vergiftet um die Population zu verringern. Bei Katzen ist es so, dass diese in den Kellern der Häuser leben, um sich vor der Kälte zu schützen. Soweit wie ich erfahren habe, werden diese von mit Anwohnern gefüttert, jedoch haben die Menschen zurzeit ihre eigenen Probleme dort, sodass leider die wehrlosesten Lebewesen darunter leiden.
Ich war von Anfang an leider sehr enttäuscht, da keiner von meinen Verwandten und Bekannten wirkliche Informationen mir zu einem Tierheim geben konnten. Ein sogenanntes "Tierheim" liegt am Rande der Stadt und ist kein wirkliches "Tierheim", da es keine Organisation ist. Soweit ich erfahren habe, lebt dort eine ältere Frau die sich zurückgezogen hat und mit den Tieren (Hunde, Katzen) einfach so lebt. Das heißt die Tiere dort laufen einfach auf dem Hof rum, und sind sehr aggressiv. Aus diesem Grund, habe ich mich nicht gewagt dort hinzugehen. Ich habe erfahren, dass Sie sich einfach immer die Reste vom übrig geblieben Essen vom Krankenhaus holt um ihre Tiere zu versorgen.
Ich habe versucht Kontakt zu einem Tierheim aufzubauen. Leider habe ich auch erfahren, dass die Menschen dort sehr korrupt sind und eine Zusammenarbeit oder geschweige denn eine Partnerschaft ich auf jeden Fall ausschließen würde. Das nächste Tierheim wäre in der Hauptstadt Abakan, dorthin pflege ich leider keine Kontakte.
Zum Schluss möchte ich ein großes Lob an die Mitarbeiter und alle Unterstützer des Vereins ausrichten. Der Anlauf eines solchen großen Projektes ist mit viel Kraft und vor allem Geduld verbunden, aber mit viel Mut und Durchhaltevermögen wird es sicherlich ein Erfolg. In diesem Sinne freue mich sehr auf eine spannende Zusammenarbeit mit dem Verein „Die Tierstimme e. V.“.
Daniel Felde
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